BLOG

Praxis für klassische Homöopathie Mahalia Müller-Boehm

...oder das Prinzip der Synergie in der Homöopathie

Auch in der homöopathischen Methodik gilt der Leitsatz:

„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ (Aristoteles)

Zur Arzneimittelfindung kannn, nach dem heutigen Stand der gesammelten Erfahrungen, weit mehr als nur die wissenschaftliche Arbeit mit der Materia Medica und dem Repertorium angewendet werden. Waren dies vorwiegend logische Werkzeuge, eine Domäne der linken Gehirnhälfte, so sind die zeitgenössischen Konzepte, welche überwiegend mit der rechten Gehirnhälfte wahrgenommen werden, als synergetische Bereicherung hinzugekommen.

Die Reaktionsweise oder das Tempo im Erleben

Bis jetzt ging es um die Empfindung die allen Krankheitssymptomen zugrunde liegt. Krankheit hat aber noch eine Komponente und zwar die Tiefe der Verzweiflung wie diese erlebt wird, dem „Miasma“. Es ist die Intensität der Empfindung, die Bewältigungsstrategie und Umgangsweise, wie der Patient mit der Krankheit umgeht.
Die unterschiedlichen Arten, wie eine Person eine Beschwerde wahrnimmt, kann in unterschiedlichen Dynamiken erlebt werden. Die verschiedenen Grundtypen sind in dem Spektrum von panischem Erleben, krisenhaft, aber hoffnungsvoll, bis zum Vermeiden oder gar hoffnungsloser Verzweiflung.

Die individuelle Reaktionsweise, bzw. die Bewältigungsstrategie eines Menschen, ist ein weiterer Bestandteil zum Auffinden der passenden Arznei.

Es geht immer um den energetischen „roten Faden“ in einer Krankengeschichte. Wenn der sich dann deutlich als „Bogen einer einzigartigen Energie“ zu einem Kreis schließt, können wir dementsprechend eine Arznei als homöopathisches Analogon erkennen.

Aus der Fülle der Arzneien kann nun Schritt für Schritt zuerst das Arzneimittelreich, die Untergruppe und dann die passende Substanz, die einzelne Arznei ermittelt werden.

Das Tierreich

Im Tierreich geht es in erster Linie ums Überleben. Es ist die Energie: „Ich“ gegen „dich“, „einer“ gegen den „anderen“. Es ist eine prozesshafte Dynamik im Sinne von Aggressor und Opfer. Ein Muster von Überlebensstrategien. Je nach Tierart stellen sich die Besonderheiten im Erleben auf ganz eigene Art dar. So haben Säugetiere in ihrem Erleben ein typisches Gefühl von Angegriffenheit, Stärke und Kampf um das Territorium und die Vorherrschaft. Während Reptilien in ihrem Gefühl der Angegriffenheit mehr den Hinterhalt fürchten, den unvorhersehbaren Angriff ahnen und in sich das Gefühl von Verfolgung haben.

Das Pflanzenreich

Die den Pflanzen zugrunde liegende Qualität ist Sensibilität und Reaktivität. Sie ist als lebender Organismus in der Erde verwurzelt und muss sich, um zu überleben den äußeren Gegebenheiten anpassen. Außerdem muss sie die Fähigkeit haben sich auf Veränderungen einzustellen. Sie sind sensibel und empfindsam, sie sind von vielen Einflüssen betroffen und müssen sich auf diese einstellen und sich der Umgebung anpassen. Es ist meist eine Grundempfindung auf ein Ereignis, stresserzeugende Situationen oder Beziehungen und deren Gegenteil als Reaktion. Gesten werden oft benutzt, um diese polare Erlebensdynamik zu unterstreichen. Spezielle Pflanzenfamilien haben unterschiedlichste Schwerpunkte in ihrem tiefsten Empfindungsspektrum. So kann man sich vorstellen, dass die Pflanzenfamilie der Coniferen (Nadelhölzer) unterschiedliche Erlebens-Ausdrucksformen hat als z.B. die der Rosengewächse.

Das Mineralreich

Minerale haben Struktur. Gemeinsames Thema ist ein Mangel oder ein Verlust von etwas in sich selbst. Es kann ein Mangel an Identität, Unterstützung, Sicherheit, Status oder einer Fähigkeit sein, wird dieser erfüllt, ist alles in Ordnung. Die Persönlichkeit ist sehr systematisch, organisiert und strukturiert oder sie vermisst diese Fähigkeit. Die Anordnung der Elemente im Periodensystem entspricht den Qualitäten der geprüften Arzneimittel, so dass die Arzneimittelbilder auch in dieser geordneten Struktur erfahrbar sind.

Die Naturreiche

Die Arzneimittel entstammen dem Mineralreich, dem Pflanzenreich oder dem Tierreich. Außerdem gibt es potenzierte Krankheitserreger, die Nosoden, und Arzneimittel die aus „Energien“ hergestellt werden, den sogenannten Imponderabilien.

Aus dem Chaos der verschiedensten Einzeldaten bringt die Systematisierung der Naturreiche in ihre Familien, Gruppen  bzw. Reihen und Spalten im Periodensystem eine schlüssige Ordnung. Die systematische Ordnung der Arzneimittel-Reiche ist eine effektive Erleichterung, eine Art „Navigationssystem“, auf dem Weg zur Arzneifindung. Die energetische Empfindungswelt der Mineralischen Arzneien unterscheidet sich sehr stark von der eines Tieres oder einer Pflanze. Das Empfindungsmuster eines Patienten kommt auf ganz individuelle Art und Weise als ureigenes Muster zum Vorschein. Wie in einem Kaleidoskop entstehen in einem Patientengespräch überraschende Besonderheiten, denen wir folgen und die uns wie auf einer Entdeckungsreise zum „Schlüssel“ einer versteckten Schatztruhe führen.

Die Vital-Empfindung

„Das andere Lied“ wie Rajan Sankaran sagt, liegt auf einer verborgenen Ebene. Noch tiefer als z. B. die Äußerungen im Traumgeschehen, unbewusste Wünsche, bzw. Verhaltensmuster, die immer noch im menschlichen Kontext stehen. Diese weit tiefere Ebene hat globale Qualität, sie ist nicht mehr mit menschlichen Worten ausdrückbar, sie ist ursprünglich und fest verwurzelt. Sie „färbt“ das tägliche Erleben durch die spezifische Wahrnehmung und bestimmt Handlungen, sowie Krankheiten und die dazugehörenden Symptome. Es geht hier um Begriffe wie Expansion, Stau, Schwere, Krampf, Unbeweglichkeit, Stechen, Schweben… usw. Mit menschlichen Worten ist diese Empfindung schier nicht mehr auszudrücken, oft werden Gesten hinzugenommen. Die Körpersprache illustriert den Ausdruck, ohne dass wir uns dessen bewusst sind.

Dieses unerklärbare, archaische Grundmuster, welches uns immer begleitet, unser Lebensmuster bestimmt und die Persönlichkeit formt, ist die Ursache, der tiefere Grund für unseren individuellen ganz eigenen Stress. Unseren ureigenen Ausdruck eines kranken Geschehens. Manchmal schwingt dieses „andere Lied“ in unserem Leben mit. Es wird besonders im Unwohlsein und in der Krankheit deutlich hörbar. Es ist so, als ob ständig etwas verzerrtes, „gedankenloses“ mitschwingt, unser Leben mitbestimmt und als Stresserleben unsere gesunde Natur „übertönt“.

Die Ebenen des Erlebens

Eine Situation, so auch die Krankheit, kann von jedem Menschen auf verschiedenen Ebenen erlebt werden. Wenn die Diagnose genannt wird, dann ist erst einmal der „Name“ benannt, tiefere Erfahrung ist noch nicht ergründbar.
Auf der zweiten Ebene, werden noch eine Reihe von „Fakten“ hinzugefügt. So wie z. B. die Körpergröße, das Gewicht, also objektive Tatsachen. Eine etwas tiefere Erlebensebene sind die „Emotionen“, die Gefühle welche erlebt werden wie etwa Liebe, Argwohn oder Wut. Doch auch die Gefühle entstammen einer tieferen Ebene, der bildhaften Vorstellung oder Assoziation. Es ist sozusagen, im weitesten Sinne eine Einbildung der Realität. Diese „Wahnideen“ haben ihre Ausdrucksformen in Mythen, Kunst oder Träumen, sie sind Bestandteil des menschlichen Bewusstseins. Sie manifestieren sich zwar als mentales Phänomen, gehen aber nicht aus Denkprozessen hervor und auch nicht aus Gefühlen. All dies entstammt einer noch tieferen Empfindungsebene, der Kernempfindung. Sie wirkt übergreifend und ist kein ausschließlich körperliches oder geistiges Symptom. So ist die Grundempfindung von „vitaler“ Bedeutung auf allen Ebenen des Seins.

Die „Empfindungs-Methode“ nach Dr. Rajan Sankaran

Das individuelle Erleben des Patienten als Einzigartigkeit im Ausdruck der zu behandelnden Krankheit, war schon immer der besondere Fokus in der homöopathischen Behandlungsweise.

Die Fragen, warum erlebt jeder Mensch Dinge, Situationen oder eben auch Krankheiten auf so unterschiedlich eigene, manchmal fast eigenartige Weise? Warum nehmen wir so verschieden wahr und reagieren so unterschiedlich? Woher kommt der Stress, den wir im Leben erleben wirklich? Diese Fragen haben Dr. Rajan Sankaran in seiner Praxistätigkeit immer mehr beschäftigt. Anhand von Verschreibungen, die gute Erfolge zeigten, aber dann doch nicht mehr so zufriedenstellend waren, fragte er immer tiefer nach dem Erleben unserer Realitätswahrnehmung. Es sind nicht nur äußere Gegebenheiten die unseren Stress entstehen lassen, sondern vielmehr die subjektive Wahrnehmung dieser Gegebenheiten. Die Tiefe unserer Erfahrung, unseres Fühlens wird nicht von der Realitätswahrnehmung, sondern von einem viel tieferen unterbewussten Erleben bestimmt.

Synergie - Integration

„Synergie“ ist die Idee, der Integration verschiedener Methoden der Homöopathie. Es ist nicht unbedingt nur die Aneinanderreihung oder das Hinzufügen weiterer Fakten, sondern vielmehr das Verknüpfen verschiedener, aber in sich stimmiger Analyse-Systeme.

Diese neue Methodik ist eine logische Weiterentwicklung der Grundsätze der Homöopathie, indem sie das Ähnlichkeitsgesetz auf einer noch tieferen Ebene des Krankheitszustandes anwendet. Vorrausetzung hierfür ist eine verfeinerte Anamneseführung mit einer veränderten Fragetechnik und eine dafür erlernte besondere Analyse im Hinblick auf ein ganzheitliches Verständnis, des Zentralen im Einzelfall.

Schon Hahnemann beschrieb die homöopathische Behandlungsmethode als „Heilkunst“. So bedarf es nicht nur anamnesetechnischer Fähigkeiten, sondern auch ein profundes Arzneimittelwissen, um aus dem umfangreichen Schatz an Heilmitteln das ähnlichste und passendste herauszufinden. Um nicht in den Bereich der Spekulation zu geraten, ist der Ansatz der Synergie besonders hilfreich. Denn hier werden in besonderem Masse die Kernenergie der Arznei, die wissenschaftlich verifizierten Arzneimittel-Prüfungssymptome, bzw. die Symptome der Krankheit und die Übereinstimmung der tiefen Vitalempfindung des Patienten beachtet. Erst wenn diese drei „Energiefelder“ im Zentrum deckungsgleich übereinstimmen, können wir, dem Erleben des Patienten entsprechend, eine Arznei in einer bestimmten Stärke verordnen.

Wenn diese verschieden Felder mit dem weiten Blick, der „peripheren Sichtweise“ „gesehen“ und erkannt werden, führen sie in Übereinstimmung zur Bestätigung. Das Verständnis der Empfindungs-Methode mit dem charakteristischen Naturmerkmal der Substanz, auf der einen Seite, verbindet sich mit der Methodik von Rubriken der Repertorisation, sowie mit der exakten Pathologie auf der anderen Seite. Der „Genius“, das unverwechselbare Arzneimittelmuster der Arznei, ist deckungsgleich mit dem einzigartigen, sonderlichen und eigentümlichen Symptomenbild des Patienten.

In welcher Reihenfolge die Methoden zur Anwendung kommen, wird durch den Energiefluss im Anamnesegespräch bestimmt und ist für das Ergebnis nicht entscheidend. Die Analogie der Streichholzschachtel macht dies deutlich. Ob nun die Schachtel, oder das Streichholz zuerst bewegt wird, spielt keine Rolle, wenn sie zueinander kommen, wird es Licht!

Der „Synergieaspekt“ bereichert die homöopathische Arbeit in besonderer Weise, sie vereint die streng nach Hahnemann arbeitende „Genuine Homöopathie“ und die „Klassische Homöopathie“ auf wunderbare Art. Die besondere Tiefe der Wirkung und die Behandlungserfolge versprechen dieser Methode eine große Zukunft.

Das passende homöopathische Arzneimittel wird der kraftvolle Reiz sein, der die Lebenskraft in Resonanz zur Vitalempfindung, zum heilsamen Prozess anstößt.

Impressum & Datenschutz

Termin nach Vereinbarung   Tel. 08858-920566